Wenn der Schwanz schneller ist als das Hirn – Grüße aus dem Internet

Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel Expertise sich in gewissen Ecken des Internets versammelt. Besonders in den einschlägigen Sexforen. Dort, wo sich der “normale arbeitende Mann” – nach Feierabend, mit Bier in der Hand und WLAN am Start – in den Olymp der Meinungshoheit erhebt.

Da wird analysiert, kommentiert, gewertet, beleidigt – und zwar so, als hätte man nicht gerade drei Minuten gebraucht, um das eigene Passwort wiederherzustellen. Frauen werden dort nicht als Menschen gesehen, sondern als Objekte, die entweder „top“ oder „geht gar nicht“ sind. Je nachdem, wie sehr sie dem Wunschbild eines Mannes entsprechen, der vermutlich das letzte Mal ein echtes Gespräch mit einer Frau geführt hat, als Nokia noch Marktführer war.

Und was schreiben sie da so? Nichts, was man drucken möchte. Es ist eine Mischung aus Stammtisch-Philosophie, Porno-Erwartungshaltung und Stammbuchromantik von 1983. Alles durchdrungen von der tiefen Überzeugung: Ich weiß, wie Frauen ticken. Dass sie aber in Wahrheit nicht mal wissen, wie man “Empathie” buchstabiert – geschenkt.

Was diese Herren nicht verstehen: Es ist nicht cool, über Menschen herzuziehen, die nichts davon wissen – schon gar nicht mit einer Arroganz, die direkt aus dem Unterleib gesteuert wird. Denn wenn der Schwanz schneller denkt als das Gehirn, kommt selten Gutes dabei raus. Höchstens ein peinlicher Forenbeitrag, über den man in fünf Jahren hoffentlich rot wird – oder gesperrt.

Vielleicht ist es also Zeit, dass manche mal versuchen, wieder mit dem Kopf zu denken. Und zwar mit dem richtigen. Denn sonst bleibt von all der männlichen Weisheit am Ende nur: ein Hauch von Lächerlichkeit und viel zu viel Selbstüberschätzung.